Übersicht
 

EPILEPSIE LEBEN - EPILEPSIE VERSTEHEN
Erfahrungen von Betroffenen, prakt. Informationen, medizinisches Wissen

Hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie e.V. [2010]
vergriffen [mehr]

Leben mit Epilepsie
akzeptieren, dass es dazugehört
inkl. Teil 1

eine filmische Dokumentation über die Herausforderungen des Lebens mit Epilepsie [2006]
€ 14,00 - [mehr]

ANFALLSALTER – ALTERSANFALL
Epilepsien im höheren Lebensalter
Erfahrungen von Patienten

Gespräche von Menschen mit ganz unterschiedlichen Epilepsien im Alter von 62 bis 82 Jahren. [2007]
€ 18,00 - [mehr]
Sibylle-Ried-Preis 2011

Laudatio (Auszüge)
 
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Preisträgerinnen und Preisträger

Nun ist Sybille Ried schon fast elf Jahre tot; sie starb mit nur 43 Jahren am
14. Juni 2000 in Innsbruck, und wir vergeben den nach ihr benannten Preis heute bereits zum sechsten mal. Auch im Namen der anderen Mitglieder des Preisrichterkollegiums, Gisela Schüler aus Berlin sowie – mit beratender Stimme – Dr. Matthias Ried als Vertreter der Familie Ried, möchten wir Ihnen die Preisträger und ihre Arbeiten kurz vorstellen.

[An die] Filmemacher Mechthild Katzorke und Volker Schöwerling [...] geht der Preis nicht nur für die 2010 eingereichte Arbeit, sondern auch für frühere Arbeiten, deren Entstehung die Jury über die Jahre mit Freude beobachtet hat:

es fing vor gut 10 Jahren (2000) mit „Ansonsten ist sie kerngesund“ an, einer Schilderung von vier Lebenssituationen mit Epilepsie, der später (2006) unter dem Titel „Akzeptieren, dass es dazugehört“ eine Langzeitdokumentation mit den gleichen Personen folgte. Aus dem Jahr 2003 stammt „Bis zum Umfallen“, ein Film, der bei seinem Erscheinen im Bereich der Epilepsie-Informationsfilme wie ein Paukenschlag wirkte, weil er die wesentlichen Probleme Jugendlicher und junger Erwachsener mit Epilepsie in unserer Gesellschaft erfasst. Er ist heute noch genauso aktuell wie vor acht Jahren. In ihm wurde die Grundtechnik entwickelt, die auch in späteren Filmen zur Anwendung kam: Mehreren von Epilepsie Betroffenen werden die jeweils gleichen Fragen gestellt, wodurch ganz unterschiedliche Perspektiven und Situationen sichtbar gemacht werden können. Darüber hinaus gibt es jeweils eine Version für professionelle Helfer und eine für Betroffene, d.h. die Zielgruppen für die Filme wurden genau definiert, was die Wirksamkeit des Filmes erhöhte.

Es folgte 2004 „Auf dem Weg durch die Mitte des Lebens - Erfahrungsberichte von Frauen mit Epilepsie“, wieder in einer Version für Betroffene und einer Version zur Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten. Erneut gelang eine sehr ansprechende und didaktisch wirksame Verbindung der Darstellung der Lebenssituation von Frauen mit Epilepsie in unserer Gesellschaft und der Vermittlung aktuellen medizinischen Wissens zur Optimierung der Behandlung und Beratung. 2007 wurde das Thema Epilepsie im höheren Lebensalter aufgegriffen, in dem erneut didaktisch geschickt Betroffene zu Fragen wie persönlichen Einschränkungen oder sozialer Akzeptanz beim ersten Auftreten einer Epilepsie im höheren Lebensalter Auskunft geben.

Schließlich erschien dann im letzten Jahr „Epilepsie Leben“, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie, ein Film über die Erfahrungen von acht Betroffenen, die alle darauf hinauslaufen, dass ein Leben mit Epilepsie zwar schwierig ist, man es aber doch schaffen kann, ein zufriedenes Leben zu führen oder zufrieden auf sein Leben zurückzublicken, unabhängig davon, ob man Epilepsie hat und ein Kind, ein junger Erwachsener, eine Erwachsene im arbeitsfähigen Alter oder ein älterer Mensch nach der Pensionierung ist. Zusätzlich findet sich auf dieser DVD ein ganzes Bündel kurzer Informationsfilme zu Fragen der Diagnose, der Behandlungsmöglichkeiten und des Verlaufs von Epilepsien, aber auch zu den relevanten psychosozialen Problemen wie Führerschein, Arbeit, Schwangerschaft und die für die Mütter und Kinder mit Epilepsie verbundenen Risiken.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die Filmdokumentationen der Beiden zu den jährlich in Gargnano stattfindenden Praxisseminaren der Stiftung Michael. Sie zeigen das herausragende Können der Teams Katzorke/Schöwerling, wissenschaftliche Informationen ansprechend und äußerst klar mit dem Medium Film zu vermitteln. Es ist deshalb sehr bedauerlich, dass diese Filme nur wenig zur epileptologischen Fortbildung genutzt werden.

Abschließend soll noch ein besonderes Charakteristikum der Filme von Mechthild Katzorke und Volker Schöwerling hervorgehoben werden: Die in diesen Filmen gezeigten Personen mit Epilepsie werden immer so gezeigt, dass deutlich wird, dass sie nicht anders als Menschen ohne Epilepsie empfinden und soziale Situationen bewerten. Dies erlaubt dem Zuschauer, sich in ihre Situation hineinzuversetzen. Gar nicht selten werden die Menschen mit Epilepsie so zu Sympathieträgern. Insofern leisten die Filme des Teams Katzorke/Schöwerling einen großen Beitrag zum Abbau von stigmatisierendem Verhalten gegenüber Menschen mit Epilepsie.

Günter Krämer und Rupprecht Thorbecke (Mitglieder der Jury)